Elisa Garrett im Gespräch

Hier findest du nicht nur die klassischen Informationen, sondern auch persönliche Antworten zu verschiedenen Anliegen. Da ich sehr gerne auf meine Kund:innen eingehe und auch inhaltliche Fragen zu meinen Erfahrungen oder meiner Arbeitsweise beantworte, habe ich nachfolgend ein paar von ihnen für dich zusammengestellt.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Lektorin zu werden?

Ich muss zugeben, dass mir lange gar nicht bewusst war, dass es so etwas wie Lektoren überhaupt gibt. Meine ersten Berührungspunkte sammelte ich in der Uni. Während des Studiums war ich mehrfach als wissenschaftliche Assistenz am Lehrstuhl tätig – meine Dozentin stellte mich direkt nach der ersten Hausarbeit (1,0) ein und ich fühlte mich sehr geehrt.

Ich dachte mir: Okay, Literaturwissenschaft scheint dir zu liegen. Mittlerweile denke ich: Okay, der Umgang mit Texten scheint dir zu liegen. Kurze Zeit später bat mich meine Dozentin, einen ihrer Artikel zu lektorieren. Und das war also mein erster Berührungspunkt – es machte mir unglaublich Spaß. Witzig war, dass ich ihr den Nachnamen eines Wissenschaftlers als falsch anstrich und sie bloß sagte: Nein, der heißt wirklich so. Ich aber hatte jede einzelne Quelle geprüft, obwohl das scheinbar gar nicht ihrer Erwartung entsprach.

Noch heute plane ich mir bei wissenschaftlichen Texten und Fachbüchern einen Durchgang nur für die Quellen ein, um jeden Autor, jeden Herausgeber, jeden Zahlendreher und jedes fehlende Komma im Werktitel zu entdecken. Die Motivation, die mir meine Dozentin damals geschenkt hat, ist der Grund, wieso ich heute Lektorin bin.

Wie kommen deine Preise zustande?

Tja, wie bin ich damals an die Preisgestaltung herangetreten? Zunächst war ich wirklich erstaunt, wie unterschiedlich die Kosten bei verschiedenen Anbietern sind. Einige wirkten recht hoch, andere wiederum zu gering. Gerade bei sehr günstigen Angeboten sind auch gerne mal Fehler in den Vorstellungstexten zu finden. Kann passieren, läuft mir jedoch zu häufig über den Weg …

Das Ende vom Lied: Ich ordnete mich in der Mitte ein, hatte einen Rabatt für Studierende und blieb bis 2020 auf diesem Level. Dann habe ich meine Preise erhöht, weil ich mich in den letzten drei Jahren weiterentwickelt habe – und somit die Qualität meiner Arbeit. Individuelle Anpassungen sind nach wie vor möglich, doch das Ergebnis muss immer zum zeitlichen Aufwand passen.

Da viele bei diesem Thema ihr laufendes Germanistik-Studium betonen, weise ich darauf hin, dass ich mit dem Lektorat erst nach dem Master begonnen habe. Ich habe auf meinen Abschluss gewartet und wollte den Cut, damit ich mich auf meinen Beruf konzentrieren kann – denn neben dem Studium wäre das (für mich!) gar nicht so möglich gewesen. Ich wollte nicht »auf halber Strecke« mit geringen Preisen beginnen, weil ich noch nicht so weit war. Aber das kann jeder für sich entscheiden.

Leider habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, dass Angebote für »Dumpingpreise« oft nicht halten, was sie versprechen. Zum Beispiel, wenn ein bereits lektorierter Text abermals lektoriert werden muss, weil selbst der/die Kunde/in nicht mit dem Ergebnis zufrieden ist … Auch eine Seite, die hier leider erwähnt werden muss. Für mich gilt jedenfalls die Devise: Wenn, dann muss es auch ordentlich sein. Und das hat nun mal seinen Preis.

Hast du bei der Arbeit eine Routine?

Wenn ich einen Text optimiere, arbeite ich immer mit verschiedenen Durchgängen. Ganz gleich, ob Lektorat oder Korrektorat – eine wichtige Routine ist der Durchgang zur Übersicht. Hier mache ich mir ein Bild davon, was mich im Text erwartet. Anschließend folgt ein Durchgang, in dem ich Wortwiederholungen markiere, damit ich mich beim Satz-für-Satz-Lektorat auf andere Bereiche konzentrieren kann. Und so geht es weiter, jedes Manuskript verdient seine Strategie.

Finde ich während der Arbeit Fehlerquellen, die mir öfter über den Weg laufen, wandern sie direkt in meinen Leitfaden zur Korrektur von häufigen Fehlern. Mittlerweile handelt es sich um eine Tabelle, die stetig wächst. Nach dem Lektorat/Korrektorat schreibe ich ein ausführliches Feedback. Hierfür habe ich mir eine Art Muster erstellt, das ich je nach Manuskript individuell auffüllen kann.

Während der Arbeit notiere ich mir bereits wichtige Punkte auf meinem Desktop als Kurznotiz, die später ins Feedback überführt werden sollen. Das Schreiben von Kurznotizen ist definitiv eine Routine, ebenso die verschiedenen Durchgänge mit unterschiedlichen Fokuspunkten.

Wie stehst du zum Thema Kundenbeziehungen?

Zuerst möchte ich etwas klarstellen: Kunden sind für mich mehr als Kunden. Vor allem, wenn man mehr als einmal gemeinsam an einem Text arbeitet. Wie wir wissen, ist die Chemie zwischen Autor und Lektor sehr wichtig. Man sollte also grundsätzlich gut miteinander auskommen und ein ähnliches Sprachgefühl aufweisen. Nur dann ist die Zusammenarbeit effektiv – zumindest, wenn es um literarische Manuskripte geht.

Aus diesem Grund unterhalte ich mich mit meinen Kund:innen auch abseits eines konkreten Auftrags über ihre Projekte oder vereinbare eine digitale Sprechstunde, wenn es was zu besprechen gibt.

Instagram ist für die Kundenpflege meiner Meinung nach optimal. Selbst ohne direkten Austausch ist man nicht aus der Welt und bekommt die wichtigsten Dinge mit. Deswegen finde ich es auch wunderbar, täglich verschiedene Fortschritte sehen zu können – ob ihr nun schon Kund:innen seid oder noch welche werden wollt.

Wie handhabst du Weiterbildung und Qualifikation allgemein?

Zunächst sei gesagt: Weiterbildung ist immer wichtig, egal in welchem Segment. Die Welt entwickelt sich außerordentlich schnell und den Anschluss sollte man nicht verlieren. Besonders die technische Seite hat immer mal etwas Neues zu bieten. Ich halte mich gern im Bereich künstlicher Intelligenz auf dem Laufenden, da diese Tendenz mit Sicherheit für die Literatur relevant sein wird – wobei man über dieses Thema natürlich ausgiebig diskutieren kann.

Neben der künstlichen Textproduktion fallen auch Korrektur- und Texterkennungsprogramme in dieses Segment, wodurch sich bestehende Texte auf neue Weise analysieren und lesen ließen.

Ihr seht schon, dass hier wieder die Wissenschaftlerin in mir durchkommt. Und so gelangen wir schließlich zur Qualifikation im Umgang mit Texten – ich berufe mich, kurz gesagt, vorwiegend auf meine Uni. Zum einen bin ich dort sowieso als Dozentin tätig, zum anderen besteht natürlich ein breites Angebot an Kursen über Sprache und Literatur. Darüber hinaus gibt es in Bayreuth autorenspezifische Schreibkurse und eine Kooperation mit der »Bayerischen Akademie des Schreibens« als weitere Möglichkeit, um seine Kompetenzen auszubauen.

Ansonsten gilt für mich: Learning by doing.

Ich bin stets darauf bedacht, meine Arbeit zu optimieren und bestmöglich an die Erwartungen anzupassen. Auch hier sollte man flexibel sein und Veränderungen ruhig zulassen, sofern sie für das Ergebnis zielführend sind. Demnach gilt ebenso der eigene Schreibtisch als wichtiges Instrument zur Weiterbildung – und nicht zuletzt die Bereitschaft, offen für Neues zu sein.

Was hältst du von Trigger-Warnungen?

Trigger-Warnungen sind ein sehr heikles Thema. Ich beginne mit einer Anekdote aus meinem kulturwissenschaftlichen Studium: In einem Seminar zum menschlichen Körper und dessen Wahrnehmung in der Gesellschaft wurden die Teilnehmer:innen in Gruppen eingeteilt, um verschiedene Referatsthemen zu übernehmen. Eines davon hieß Body-Modification. Ich selbst gehörte zwar nicht zu der Gruppe, dachte aber vornehmlich an Verletzungen durch Tattoos, Piercings etc. Schließlich »verletzt« auch diese Dinge die Haut und sind (meistens) öffentlich sichtbar.

Als die Gruppe die Materialien zu ihrem Thema bekam, waren dort … nun ja, auch andere und sehr blutige Fotos dabei. Nach dem Seminar habe ich mit dem Kursleiter gesprochen und ihm erklärt, dass er so etwas keineswegs ohne Warnung verschicken kann. Ich kenne selbst einige Menschen, für die solche Fotos (und ja, wir reden wirklich von starker Selbstverletzung) eine große Gefahr darstellen würden. Er bedankte sich für den Hinweis und sagte, darüber hätte er gar nicht nachgedacht.

So, das war womöglich ein krasses Beispiel, das eigentlich nichts mit Büchern zu tun hat. Für Bücher gilt aber in meinen Augen das Gleiche. Ich persönlich lese gerne Geschichten, die inhaltlich an die Grenzen gehen. Aber man muss es abkönnen, vor allem muss man vorgewarnt sein.

Und falls auch ihr gern extreme Geschichten lest, die inhaltlich an die Grenzen gehen, dann empfehle ich euch den Roman »My Absolute Darling« (2017) von Gabriel Tallent. Ein großartiges Werk, jedoch mit Trigger-Warnung im Bereich häuslicher und sexueller Gewalt.

Wie gehst du mit eigenen Fehlern um?

Ganz einfach: Irren ist menschlich. Auch eine Lektorin ist bloß ein Mensch und uns kann durchaus ein Fehler passieren. Natürlich sollte dies nicht die Norm sein und ich schäme mich auch dafür, wenn es passiert. Zum Glück ist dies bei mir selten der Fall, denn in der Regel kenne ich mich sehr gut mit Sprache aus – zumindest betrachte ich dies als notwendige Voraussetzung für diesen Job. Ich liebe die Fehlerlupe und hasse es wirklich, wenn ich bei meiner (privaten) Lektüre auf Fehler stoße.

Allerdings liegen die Qualitäten des Lektorats nicht nur auf der Fehlerbeseitigung, deswegen trenne ich auch zwischen Lektorat und Korrektorat – wobei ich sprachliche Fehler trotzdem ausbessere, wenn sie mir denn begegnen. Doch nach wie vor gilt: Wir sind keine Roboter, die nach Algorithmen arbeiten. Wir sind Menschen, die tiefer in euer Manuskript und euren Schreibstil eintauchen, als es ein Computer (zum aktuellen Zeitpunkt) überhaupt könnte.

Und ich denke, genau da liegt der Punkt: Wenn wir mit Menschen arbeiten wollen, dann müssen wir uns klarmachen, was das bedeutet. Fehler können nämlich nicht nur in sprachlicher Hinsicht passieren, sondern auch auf anderen Ebenen. Gerade aus Fehlern, die über Korrekturproblemchen hinausgehen, kann (und sollte) man lernen.

Wie formulierst du deine Randkommentare?

Der Ton macht die Musik – meine Devise lautet in diesem Bereich: Umgang auf Augenhöhe, doch stets mit kritischer Perspektive. Zu lesen bekommt man bei mir genug, an Kommentaren spare ich nämlich nicht. Sie sollen motivieren und helfen; bestenfalls dienen sie direkt als Tipp für das nächste geplante Projekt.

Grundsätzlich bin ich sehr kritisch im Umgang mit Texten, bewahre aber stets einen freundlichen Ton – so jedenfalls meine Vorstellung. Nachdem sich schon einige für meinen kritischen Blick bedankt haben, gehe ich davon aus, dass meine Kommentare gerne gelesen werden.

Natürlich kommentiere ich auch mal Textstellen, die mir sehr gut gefallen. Allerdings halte ich nichts davon, auf jeder Seite ein »sehr schön!« zu hinterlassen, da es (langfristig) einfach nichts bringt. Stattdessen findet man bei mir wichtige Hinweise, Analysen und Anekdoten, wiederkehrende Tipps zum Einprägen und den obligatorischen Tritt in den Hintern, wenn er denn notwendig ist.

Ist es nicht nervig, beim Korrigieren stets auf dieselben Fehler zu stoßen?

Vermutlich wird bei jedem Lektorat oder Korrektorat die ein oder andere Problemquelle auffallen, die sich in nahezu jedem Manuskript finden lässt. Inquit-Formeln, Kommasetzung bei Konjunktionen, Leerzeichensetzung bei Auslassungspunkten … hier muss ich als Lektorin oft eingreifen und mache es wirklich gern. Aus diesem Grund habe ich mir schon im vergangenen Jahr eine Liste erstellt, die ich im ersten Durchgang als Hilfsmittel nutze – so kann ich die verdächtigen Stellen schnell aufspüren. Natürlich bleibt diese Liste nicht immer gleich, sondern erweitert sich mit der Zeit.

Für mich (und euch) ist diese Liste ein Leitfaden mit allgemeinen Schreibtipps und den wichtigsten Regeln mit Beispielen aus der Popkultur, den ich euch nach abgeschlossenem Auftrag mit auf den Weg geben kann. Besonders wichtig sind mir die humorvollen Beispiele, weil sie sich 1) von anderen Leitfäden dieser Art abheben sollen und 2) sinnvoll fürs Einprägen sind.

Nervig finde ich diesen »Umstand« also rein gar nicht – eher ist es spannend, wo Gemeinsamkeiten und Differenzen auftreten und wie es wohl dazu kommt.

Ich habe gehört, dass dir der sprachliche Rhythmus sehr wichtig ist. Wie kommt das?

Oft habe ich Manuskripte im Lektorat, die zum Beispiel mit dramatischen Szenen arbeiten. Ob die Dramatik auch sprachlich hervortritt, steht auf einem anderen Blatt. Hier gilt jedoch die Devise: Inhalt allein reicht nicht aus. Wichtig ist, wie er rüberkommt.

Ich setze gern auf die Anpassung der Dynamik. Ist die Szene schnell, beispielsweise eine rabiate Entführungssequenz, sollte sich die Lesegeschwindigkeit nicht unnötig langsam anfühlen. Dies wird nicht nur durch die Länge der Sätze bestimmt, sondern insbesondere über den Rhythmus beim Lesen. Sperrige Formulierungen sollten vermieden werden, wenn sie nicht gerade einen Effekt erzielen – so können sie etwa das Stolpern einer Figur unterstreichen.

Wichtig ist jedenfalls, dass sich Form und Inhalt ergänzen. Der passende Flow ist dafür ein guter Start und sollte nicht unterschätzt werden. Manchmal brauchen gewisse Sätze und Szenen einfach mehr Feuer unter dem … Arsch.

Welche Erfahrungen hast du mit Dystopien?

Im Lektorat habe ich bislang nur wenige Dystopie behandelt, privat beschäftige ich mich aber sehr gerne damit. Klar, Tendenzen kommen in meinen Projekten schon vor, sogar nicht selten – doch sind sie deswegen als Dystopie zu verstehen? Schwierige Frage.

Generell ist die Dystopie oft ein Hybrid, in der Hinsicht finde ich phantastische Romane aus dem (frühen) 20. Jahrhundert sehr spannend. Meine erste Berührung mit einer dystopischen Welt geht auf Alfred Kubin zurück. Manch einer wird nun denken: »Kubin? War das nicht ein bildende Künstler?« – Genau! Aber mit seinem (einzigen) Roman »Die andere Seite« hat er eindeutig eine Dystopie verfasst. Obschon das Schriftstück mit seinem Entstehungsjahr (1908) bereits ein paar Jährchen älter ist, kann ich es uneingeschränkt allen empfehlen, die sich für Dystopien interessieren.

Einst habe ich sogar eine intensive Recherche zu diesem Thema betrieben, auf dessen Ergebnisse ich noch heute zurückgreife: Ideen über den »Zukunftsstaat« bzw. »die Staatseinrichtung im Jahr 2000« von Friedrich Eduard Bilz (1904), neuere Forschungstexte zum Post- und Transhumanismus, Abhandlungen über Cyberpunk und – ganz besonders – die sogenannte Powerschrift »Future Shock« von Alvin Toffler aus den 70ern.

Ebenso zu empfehlen ist der Sammelband »Möglichkeitsdenken – Utopie und Dystopie in der Gegenwart« von Wilhelm Vosskamp, Günter Blamberger und Martin Roussel (Hrsg.) von 2013, erschienen bei Wilhelm Fink. Und ich könnte noch ewig so weitermachen …

Welche Erfahrungen hast du mit Thrillern und Krimis?

Mit Thrillern und Krimis konnte ich einiges an Erfahrungen sammeln, vorzugsweise aus der Literaturwissenschaft. Im Lektorat habe ich die Genres eher selten, wie bei der Dystopie treten sie eher als Teil eines Ganzen auf (z. B. als Polit-Thriller, Katastrophenroman oder Fantasy Crime). Meine Vorliebe für die dramatische Wirkung von Sprache lässt sich jedoch prima damit verbinden.

Gerade bei Thrillern und Krimis recherchiere ich gern, was sich in der Forschung so tut. Nachdem der Bereich lange als Trivialliteratur galt und vergleichsweise wenig Beachtung fand, gibt es mittlerweile mehrere neue Ansätze, die auch fürs Lektorat relevant sind – zum Beispiel, wenn sie Erzählstrategien und Subgenres untersuchen. Hier bin und bleibe ich gern up-to-date.

Zusätzlich liebe ich düstere Texte und forsche in dem Gebiet auch recht viel. Im Laufe des Jahres werden mehrere Beiträge von mir publiziert, die sich mit Mord und Todschlag befassen. Dazu gehören mitunter folgende Titel: »Tötungsdelikte der Nachkriegszeit – Zum Mordmotiv in Wolfdietrich Schnurres Sterben« oder »Harzkrimi. Lokalität und Lokalpolitik unter dem Deckmantel der Narration« – gerade die Entwicklung und die verschiedenen Facetten der Genres finde ich hochinteressant.

Welche Erfahrungen hast du mit der Moderne, speziell mit Rilke?

Vorneweg: Ich liebe die Moderne in voller Gänze, aber mit Rilke habe ich mich bisher nur selten beschäftigt. Hier beschränkt sich meine Erfahrung auf Malte Laurids, ein paar Gedichte und eine Korrespondenz mit einer Kundin über zitierfähige Gesamtausgaben und Übersetzungen.

Ansonsten ist die Moderne natürlich sehr umfangreich, die Klassiker (Thomas Mann etc.) habe ich zum Großteil gelesen. Noch spannender finde ich jedoch die weniger bekannten Autoren – oder weniger bekannte Schriften von bekannten Autoren, die leider nur noch in Verbindung mit ihren erfolgreichen Werken stehen. Hierzu gehört für mich Arthur Schnitzler. Jeder kennt die bekannten Stücke, doch habt ihr mal seine Kurzgeschichten gelesen? Großartig, sage ich euch.

Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Meine erste Hausarbeit in der Uni habe ich über die Machtverhältnisse in Stefan Zweigs »Phantastische Nacht« geschrieben. So kam der Stein schließlich ins Rollen, denn die Wiener Moderne verfolgt mich bis heute. Dasselbe gilt für die Pariser und die Berliner Moderne – also Großstadtliteratur, die innerhalb der Moderne eine wichtige Rolle spielt.

Mein erstes eigenes Seminar als Dozentin gab ich genau zu diesem Thema: Großstadtliteratur in Wien, Berlin und Paris. Natürlich ein bisschen abgespeckt – wenn du möchtest, präsentiere ich dir gerne den damaligen Seminarplan mit den gewählten Schriften.

Übrigens: 2019 habe ich eine Studie über Franz Hessels »Pariser Romanze« veröffentlicht, die sich mit ihrer Tendenz zum Impressionismus ebenfalls der literarischen Moderne zuordnen lässt. Den Link zum Buch findet ihr hier.